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Portrait des Monats Oktober: Maja Storck

Schon während ihrer GB-Zeit wurde sie Nationalspielerin und Teamstütze beim Volleyball-Spitzenteam Sm'Aesch Pfeffingen. Inzwischen hat sie bereits über ein Jahr Erfahrung als Profispielerin beim Bundesliga-Team Ladies in Black aus Aachen.

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Foto: Andreas Steindl

Maja Storck, du hast gleichzeitig mit deinem Abgang vom GB nach der Matur auch deinen alten Verein verlassen und bist in die Bundesliga gezogen. War das nicht ein harter Einschnitt für dich?
Es war kein leichter Schritt, ich musste zuhause ausziehen und kam in eine neue Stadt, wo ich niemanden kannte. Alle meine Freunde, meine Familie und mein Freund blieben hier. Da ich als Einzelkind schon früh selbständig sein musste, war es nicht so ein Problem, allein zu wohnen, aber ich hatte schon sehr oft Heimweh. Volleyballerisch war es auch eine sehr grosse Veränderung, da das Niveau hier deutlich höher ist als in der Schweiz. Ich musste mich an ein viel höheres Spieltempo gewöhnen, an bessere Gegnerinnen, an ein besseres Volleyballniveau.

Ich habe in verschiedenen Zeitungsartikeln von 2018 über deine Wechselabsichten gelesen. Es wurde spekuliert, wohin du gehen könntest. Aachen war nicht dabei. Wie lief das ab?
Ich habe mich anfangs Januar zu einer Zusammenarbeit mit einem holländischen Agenten entschieden. Schon im ersten Gespräch kam Aachen zur Sprache. Die Ladies in Black Aachen sind ein sehr guter Club für junge Spielerinnen, denen er auch als Sprungbrett dienen kann, um später in besseren Teams einen Platz zu bekommen. Als wir Videos von Spielen von mir an verschiedene Clubs geschickt haben, war deshalb auch Aachen dabei. Im März habe ich dann zum ersten Mal mit der Trainerin telefoniert und wir haben gegenseitiges Interesse gezeigt. Ich wollte mir aber mit der Entscheidung Zeit nehmen und habe dann bis Ende Saison mit Sm‘Aesch gewartet. Danach habe ich eigentlich sofort zugesagt.

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Im Dress der Ladies in Black Aachen. Foto: Detlef Gottwald

Hast du dich gut eingelebt in deinem neuen Team? Du bist jetzt im zweiten Jahr.
Letztes Jahr hatten wir ein echt cooles Team und ich habe da auch viele neue Freundinnen gefunden. Leider ist es im Volleyball so, dass es jede Saison zum Wechsel kommt. So sind nächste Saison mit mir nur noch drei ‚alte’ Spielerinnen dabei. Dafür kamen acht neue. Ich bekomme auch eine neue Mitbewohnerin, darf aber in meiner Wohnung bleiben. Ich habe mich jedoch in der Stadt sehr gut eingelebt und freue mich auf das neue Team.

Setzt du voll auf Volleyball oder machst du parallel eine Ausbildung?
Zu Beginn der letzten Saison habe ich nur Volleyball gespielt. Ich brauchte ein bisschen Pause nach der langjährigen Doppelbelastung von Schule und Sport. Mitte März habe ich dann angefangen, an einer Fernuniversität zu studieren. Es ist eine Deutsche Fernuni, wo ich Ernährungswissenschaften studiere. Leider hat es trotz der Hilfe von Herrn Penta nicht geklappt, eine individuelle Lösung für mich an einer Schweizer Uni zu finden, ich hatte aber eine Mitbewohnerin, die mir die IUBH empfahl, wo sie selber studierte. Ich war von deren Konzept begeistert und habe mit den Ernährungswissenschaften den perfekten Studiengang für mich gefunden.

Kannst du denn von deinem Sport leben?
Ja, ich verdiene genug, um gut leben zu können. Mir wird auch vom Club eine Wohnung und ein Auto zur Verfügung gestellt. Ich kann sogar etwas für Ferien im Sommer auf die Seite legen, aber es ist längstens nicht genug, dass ich jetzt zum Beispiel mit 30 Jahren aufhören könnte und keinen Job mehr bräuchte.

Was ist sportlich und wirtschaftlich anders bei den Ladies in Black?
Man hat im Team alles Vollprofis. Wenn jemand studiert, dann so wie ich an einer Fernuni, wo man keine Präsenztage hat. Das Niveau ist höher, nicht nur in den Spielen in der Bundesliga, ich konnte allein schon von den Trainings sehr viel profitieren. Auch die Mitspielerinnen verlangen gegenseitig viel mehr voneinander. Man wird so ständig zur Bestleistung gepusht. Die Fangemeinde ist auch unglaublich gross, man spielt eigentlich immer vor mindestens 1000 Zuschauern und die Stimmung ist gewaltig. Es lohnt sich also, mal nach Aachen zu kommen ;-)
Wirtschaftlich gesehen ist das Rundum-Paket viel professioneller. Wohnung und Auto habe ich ja schon erwähnt. Zudem hat man wöchentlich einen Physiotermin und eine Thaimassage und jederzeit die Möglichkeit, gratis in eine Therme zu gehen. Auch die ganze Organisation ist sehr gut und man hat für alles immer eine Ansprechperson. Dabei ist LiB Aachen nicht einmal ein Club mit einem besonders grossen Budget, aber mit den meisten freiwilligen Helfern, ohne die vieles nicht möglich wäre.

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EM-Qualifikation gegen Österreich (Januar 19). Foto: Ulf Schiller

Aachen ist weit weg von der Schweiz, da hast du jetzt wohl häufiger weite Wege zur Nationalmannschaft bzw. zurück zum Club?
Im Volleyball ist es nicht so wie im Fussball. Man hat die Club-Saison von September bis April und die Nationalmannschaft läuft von Mai bis August. Somit muss ich nicht während dem Jahr hin und her wegen dem Volleyball. Wenn ich aber zwei Tage frei habe, dann nehme ich den Zug und komme in die Schweiz auf Besuch.

Dann habe ich dich also grad an einer Nahtstelle kontaktiert?
Genau, ich schreibe die Antworten auf deine Fragen während der langen Zugfahrt zurück nach Aachen.

Wie sieht dein Programm aus z. B. in einer Phase wie während der eben abgeschlossenen EM?
Wenn wir mit der Nationalmannschaft unterwegs sind, dann leben wir eigentlich immer in Hotels. Das bedeutet, dass man den ganzen Sommer immer zu zweit in einem Zimmer ist und praktisch aus dem Koffer lebt. Hat man einen Tag frei geht man nach Hause, wäscht alles und packt es wieder ein. Wir hatten direkt vor der EM eine dreiwöchige Vorbereitung, wo wir entweder im nationalen Stützpunkt in Schönenwerd trainiert haben oder ins Ausland gingen, um dort Freundschaftsspiele zu absolvieren. Wir waren dieses Mal in Frankreich und Estland und Portugal war bei uns zu Gast. Wir haben jeden Morgen 1.5-2 Stunden Training, jeden zweiten Tag ist es Kraft- und Balltraining und sonst nur Ball-, meistens Techniktraining. Am Abend haben wir dann meistens 2.5 Stunden Balltraining, diesmal Taktiktraining. Dazwischen haben wir Zeit für ein Mittagsschläfchen oder für Schul- bzw. Uniarbeiten. Haben wir am Abend ein Spiel, dann trainieren wir am Morgen meist nur eine Stunde. Dazu kommt dann aber noch die Videovorbereitung, wo wir den Gegner analysieren.

Und wenn du «nur» mit dem Verein unterwegs bist?
Die zwei grössten Unterschiede sind, dass einerseits jede von uns zu Hause in der eigenen Wohnung wohnt und selber kochen, waschen und putzen muss und dass wir andererseits nur ein Spiel am Wochenende haben. Wir haben also eine Woche Training, jeweils morgens und abends. Spielen wir auswärts, dann reisen wir am Freitag schon mit einem Bus dorthin und nach dem Spiel am nächsten Tag wieder zurück. Wir kommen dann meistens so gegen 4 Uhr am Morgen nach Hause und deshalb ist dann der Sonntag frei.

Hast du da noch Zeit für Privates?
Nicht wirklich viel, aber ich konnte diesen Sommer immerhin zwei Wochen in die Ferien gehen. Und etwa alle zwei Monate habe ich mal zwei Tage Volleyball-frei, wo ich auch etwas für mich unternehmen kann.

Hat sich dein Entschluss, voll auf die Karte Profisport zu setzen, gelohnt und würdest du auch kommenden Maturandinnen / Maturanden aus den Sportklassen empfehlen, den Sprung zu wagen?
Es hat sich mehr als gelohnt! Ich habe so viel dazu gelernt und Erfahrungen gemacht, die man in der Schweiz nicht in gleicher Art machen kann, wenn es um Volleyball geht. Man muss sich einfach sehr bewusst sein, dass man auf Vieles verzichten muss. Aber wenn man die Chance hat, sollte man sie unbedingt nutzen.

Du hast vorhin von der «langjährigen Doppelbelastung von Schule und Sport» gesprochen. Hat dir da das Angebot der Sportklasse etwas geholfen?
Na klar, ohne Sportklasse wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Ich habe ja oft mehrere Wochen gefehlt und die Lehrer waren immer bereit, mich dabei zu unterstützen. Es ist natürlich nicht immer einfach, nach einem strengen Training nach Hause zu kommen und dann noch Dinge für die Schule nachzuarbeiten, aber dank der Sportklasse konnte ich beides unter einen Hut bringen. Als ich dann die Matur hatte, brauchte ich trotzdem Pause von der Schule.

Kannst du uns noch deine nächsten Ziele nennen?
Ich möchte in jedem Spiel meine bestmögliche Leistung zeigen. Ich nehme jede Saison so, wie sie kommt. Man weiss ja nie, wie es in einem Jahr aussieht. Mein momentanes Ziel ist es sicher, eine gute Saison zu spielen. Mit der Nationalmannschaft wollen wir uns nächstes Jahr wieder für die EM qualifizieren.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Maja, und weiterhin viel Erfolg!

Die Fragen stellte Thomas Michel.

EM-Sieg gegen Weissrussland (August 19). Foto: cev

EM-Sieg gegen Weissrussland (August 19). Foto: cev

Volley-Masters Montreux (Mai 19). Foto: cev

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