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Portrait des Monats November: Conradin Cramer

Dr. Conradin Cramer machte 1998 die Matur am GB. Heute ist er Vorsteher des Erziehungsdepartements des Kantons Basel-Stadt.

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Welches war Ihr erster Eindruck vom Gymnasium Bäumlihof?

Ich war elf Jahre alt und sah einen riesigen, grauen Bau, der nun acht Jahre lang mein Leben bestimmen sollte. Ich war voller Ehrfurcht. Wohin ich blickte, war Schule. Ich verirrte mich anfangs in den Gängen, traute mich nicht allein in den Velokeller und hatte Angst vor dem Abwart, der einen richtig bissigen Hund hatte. Irgendwo auf dem Betonboden stand «Schule macht krank» und auf dem Pingpong-Tisch stand geschrieben: «Am Morgen ein kleiner Joint … und der Tag ist dein Freund.» Das waren ganz neue Weisheiten für den Knaben Conradin.

Inwiefern hat Sie Ihre Schulzeit am GB geprägt?

Acht Jahre lang in derselben Klasse zu sitzen, damals noch an sechs Tagen pro Woche, im Alter von 11 bis 19 – das prägt enorm! Es gab manche Lehrerpersönlichkeit, die mich beeindruckte. Es war aber vor allem das soziale Leben, das mich geprägt hat. Unvergessen bleiben die Lager. Und das Schülertheater: Den Macbeth zu spielen, war eine grossartige Erfahrung (die mich hoffentlich für meine politische Arbeit nicht zu sehr geprägt hat).

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Conradin Cramer als Macbeth in einer Schüleraufführung

Wenn Sie das Gymnasium nochmals durchlaufen könnten (oder müssten) – was würden Sie im Nachhinein anders machen?

Heute denke ich: Es ist unglaublich, was einem in der Schule geboten wird! Und wie wenig man das als Schüler in der Pubertät schätzt. Erst im Nachhinein realisiere ich, welch superdidaktische Show da geliefert wird von Menschen, die sich jeden Tag aufs Neue Mühe geben und immer und immer wieder versuchen, die Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Heute würde ich das vielleicht mehr schätzen und geniessen.

Wann und wie haben Sie Ihr Interesse und Talent für die Politik entdeckt?

Los ging es spätestens bei der Abstimmung zum EWR, der historischen Europa-Abstimmung in der Schweiz. Ich erinnere mich genau an diesen 6. Dezember 1992. Ich war schwer enttäuscht, als die europafreundlichen Kräfte verloren. Diese Abstimmungsniederlage legte sozusagen mein inneres Feuer. Mit 17 trat ich dann den Jungliberalen bei und die Politik liess mich bis heute nicht mehr los

Inwiefern ändert sich der Blick auf die eigene Schule, wenn man plötzlich Chef aller Schulen ist?

Ziemlich grundlegend. Als Schüler ist man einfach in seiner Schule und findet die eigenen Erfahrungen das einzig Massgebliche. Erst aus der Vogelperspektive zeigt sich die enorme Vielfalt, die vielen unterschiedlichen Anforderungen. In Diskussionen mit Eltern oder Lehrpersonen erlebe ich oft, wie die eigene Situation generalisiert wird. Als Bildungsdirektor muss und will ich individuelle Erlebnisse aufnehmen und gleichzeitig den Blick auf das Ganze richten. Das ist spannend und anspruchsvoll.

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Regierungsratswahlen 2016: 1. Wahlgang © Kanton Basel-Stadt

Was beeindruckt Sie an Basels Schullandschaft am meisten? Und wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?

Die grösste Herausforderung ist der Umgang mit der Heterogenität. Die Vielfalt an Sprachen und kulturellen Hintergründen, die völlig unterschiedlichen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler – das macht die Schule und die Arbeit der Lehrpersonen enorm komplex. Umso mehr freut mich die positive, fröhliche und lebendige Grundstimmung, die ich an den Schulen erlebe. Zum Beispiel an einem 1. Schultag. Da spüre ich jeweils die hohe Motivation dieser Berufsleute. Sie wollen mit den Kindern etwas erreichen. Wollen, dass sie dereinst ein selbstbestimmtes Leben führen können. Dabei wissen wir alle nicht, wie die Jobs in 20 Jahren aussehen. Das erfordert neue Formen und Inhalte der Vermittlung. Statt Wissen sind heute Kompetenzen gefragt, nicht zuletzt die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen.

Was wünschen Sie Ihrer ehemaligen Schule – oder deren Schülerinnen und Schülern – für die Zukunft?

Dass sie nicht stehen bleiben, sondern immer vorwärts gehen. Auch wenn sie auf die Nase fallen. Aufstehen und weiter vorwärts gehen! Und ein ganz spezieller, nicht ganz uneigennütziger Wunsch: Bitte kümmert Euch auch gut um das GB-Bienenvolk, damit es weiter diesen wunderbaren GB-Honig gibt!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Anna-Katharina Schmid.

Neujahrsempfang 2013

Regierungsratswahlen 2016

Alle Bilder (mit Ausnahme Archivbild): © Kanton Basel-Stadt: www.bs.ch/bilddatenbank

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