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Portrait des Monats August: Sophie Herzog

Während der Schulzeit am Gymnasium Bäumlihof war sie noch als Fussballerin in den Sportklassen. Nun hat sie die Sportart gewechselt, aber das Pensum ist immer noch gleich hoch: Sophie Herzog strebt weiterhin im Triathlon wie auch in der Wissenschaft nach den besten Leistungen und ist momentan an ihrer Doktorarbeit.

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Sophie Herzog, was ist bequemer, Fussballschuhe oder Fahrradschuhe?

Mit Fahrradschuhen hatte ich bisher erheblich weniger Probleme als damals mit Fussballschuhen: diese verursachten mir mit all den Kunststoffen Überbeine. Laufschuhe sind da schon komplizierter. Schweiss oder schon nur ein Sandkörnchen können da erhebliche Blasen verursachen - vor allem bei kürzeren Distanzen, bei denen man barfuss im Schuh ist. Den optimalen Laufschuh zu finden ist nicht ganz einfach und was sich lange bewährt hat, kann auf einmal plötzlich nicht mehr so passend sein. Da muss man am Ball bleiben.

Wie kam es zu diesem Wechsel vom Fussball zum Triathlon?

Ich war schon immer sehr gut in den Ausdauertests und eher schwächer im Sprint und Zweikampf. Der Gedanke, die Fussballschuhe an den Nagel zu hängen, geisterte mir schon länger im Kopf herum und ich konnte glücklicherweise einen für mich sehr guten Zeitpunkt finden.

"Ich war schon während meiner Fussballzeit
immer sehr gut in den
Ausdauertests.
"

Sophie Herzog

Was sind die grössten Unterschiede zum Fussball, wenn man von den offensichtlichen physischen Anforderungen absieht?

Im Triathlon kann man sich vieles selber einteilen wobei, mit meinem Tagespensum ist es mittlerweile auch weniger ein Einteilen als ein „alles unter einen Hut bringen“ (lacht). Dazu kommt, dass man fast immer etwas trainieren kann, auch wenn man verletzt ist. Man kann meistens Schwimmen oder Velofahren das ist für einen Bewegungsjunkie wie mich wichtig und man kann sich immer in einem Bereich verbessern. Zusätzlich kann man während einem Ausdauertraining noch eher Dinge im Kopf verarbeiten das wäre in einem Fussballtraining nicht möglich, da man dort viel präsenter und reaktionsschneller sein muss.

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Du hast nach der Matur Biologie studiert, hast den Master im Bereich Biotechnologie gemacht. Was muss man sich darunter vorstellen?

Biotechnologie ist eine Art Sammelbegriff für verschiedene naturwissenschaftliche Gebiete. Dadurch bin ich zwar nicht in irgendeinem Bereich spezialisiert, dafür habe ich ein sehr breites Verständnis und kann mich zum Beispiel auch mit Physikern und Biologen unterhalten und weiss ungefähr, wovon sie sprechen.

Und nun bist du an der Doktorarbeit dran.

Genau. Ursprünglich habe ich ein Projekt in der Biophysik-Gruppe begonnen, am D-BSSE der ETH Zürich (aber hier in Basel). Da ging es um eine neue Technologie, die die präzise Genmanipulation von einzelnen Zellen ermöglicht. Dies war allerdings ein sehr schwieriges Projekt und wurde mittlerweile ein wenig beiseite gelegt. Das neue Projekt ist nun etwas eher physikorientiert und basiert auf einem relativ simplen mathematischen Modell für einen gedämpften harmonischen Oszillator, welches uns erlaubt, die Masse von Zellen zu bestimmen, also eine Art ‚Zellwaage‘. Ich glaube, da gibt es dann ganz verschiedene super-spannende Dinge, die wir damit weiter machen und messen können.

Warst du in der Schule denn schon speziell interessiert in Biologie oder Chemie, oder Naturwissenschaften allgemein? Wusstest du schon, wo es dich später hintreiben würde?

Nein, interessanterweise gar nicht ich hatte Schwerpunkt Spanisch und Ergänzungsfach Wirtschaft und Recht, also überhaupt kein Fokus auf Naturwissenschaften. Ich hatte generell in der Schule nie speziell einen Fokus. Es war irgendwie ein Selbstläufer, das Lernen fiel mir allgemein leicht. Erst im Studium habe ich gelernt, mich wirklich hinter etwas zu klemmen. Und auch dann einmal, wenn mich etwas nicht so interessiert. Das verlangt dann allerdings viel Konzentration und Commitment.

"Als Triathletin kann ich fast immer etwas trainieren,
auch wenn ich verletzt bin, zum Beispiel
nur Velofahren oder Schwimmen –
das ist für einen Bewegungsjunkie wie mich sehr passend.
"

Sophie Herzog

Wie kamst du denn zum Biologiestudium?

Ich wollte ursprünglich Medizin studieren – weniger um praktisch zu arbeiten, mehr aufgrund meines Interesses an der medizinischen Forschung. Dann habe ich jedoch gemerkt, dass es sehr schwierig werden würde mit den fixen Trainingszeiten vom Fussball. Biologie war dann das am naheliegendsten. Ich hatte nie einen kompletten Plan für meine Zukunft, sondern es hat sich immer irgendwie ein nächster Schritt ergeben. Auch jetzt habe ich keinen definitiven Plan ich möchte nicht in der Forschung bleiben trotz meinen ursprünglichen Absichten und ich möchte auch nicht Professorin werden. Vielleicht gibt es später noch einen MBA.

Schön wäre es natürlich, wenn ich später im Bereich Sport bleiben könnte. Zum Beispiel: Was kann man bezüglich Performance auf legale Weise noch optimieren für das jeweilige Individuum und je nach Sportart? Ich hänge zudem auch sehr an Basel, und es wäre schön, da im Bereich Sport etwas zu bewegen. Da gäbe es noch so viele Möglichkeiten. In der Schweiz wird der Sport allgemein noch zu wenig konsequent gefördert; insbesondere wäre es auch schön, Frauen mehr zu fördern.

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„Schön wäre es, wenn ich in der Zukunft im Bereich Sport bleiben könnte,
etwa im Bereich von legaler Optimierung der Leistungsfähigkeit
oder der Prävention von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise.

Sophie Herzog

Wenn du wählen müsstest: Spitzensport oder Karriere?

Im Moment erfüllt mich mein Lebensstil sehr. Ich schätze es, dass ich die Möglichkeit habe, 20 Stunden pro Woche zu trainieren. Das wird später sicher nicht mehr möglich sein, je nach Job oder wenn einmal eine Familie dazu kommt. Die beiden Dinge ergänzen sich gut für mich. Gerade in der Wissenschaft ist Ausdauer sehr gefragt, und daher ist dies sicherlich ein Vorteil. Gleichzeitig hätte ich ohne den Sport nichts anderes als die Arbeit und würde daran zerbrechen. Wahrscheinlich wäre es mir nach ein paar Wochen zu blöd, nur Sportlerin zu sein.

Dein Pensum war ja schon in der Sportklasse hoch. Nun mit der Doktorarbeit und einer noch aufwändigeren Sportart ist das noch intensiver: Brauchst du den Stress so ein bisschen?

Ja, ich habe sicherlich ein Talent dafür, den Tag voll zu packen. Dies geht aber halt nur so lange gut, wie es keine Verzögerungen gibt. Wenn beispielsweise ein Bus ausfällt, dann geht alles den Bach hinunter. Und da muss ich unbedingt noch lernen, einerseits in solchen Situationen kühlen Kopf zu bewahren, andererseits mich auch selber zu schützen und auf meinen Körper zu hören, indem ich auch mal eine Pause in den Tag einbaue. Wichtig mit so einem Pensum ist, dass man auch zu seinem Körper ehrlich ist, etwa schaut, dass man genügend schläft etwas, das ich auch nicht immer schaffe, da ich gerne abends noch ein wenig wach bleibe. Aber ich nehme dann auch keinen Kaffee, um mir was vorzutäuschen und wacher zu sein. Auch keine Schmerztabletten. Ich will wissen, was in meinem Körper vorgeht. Was auch wichtig ist: Man muss sein eigenes Programm durchziehen können etwas, das ich auch schon in den Sportklassen konnte. Wenn ich mich von einer Gruppe verabschieden muss, sei dies wegen eines Trainings oder weil ich an einem Abend früh nach Hause möchte, um mich auszuruhen, dann passt dies nicht immer allen, aber es ist wichtig für mich.

„In den Sportklassen habe ich einerseits gelernt, zu planen, andererseits zu akzeptieren,
dass es Dinge gibt, die einem nicht gleich Spass machen,
aber trotzdem erledigt werden müssen.“

Sophie Herzog

Was hat dich in den Sportklassen geprägt?

Es hat mir geholfen, dass ich schon früh gelernt habe, zu planen. Ich wusste immer, was in der nächsten Woche für mich ansteht, ich brauchte es so strukturiert. Auch habe ich akzeptiert, dass gewisse Dinge Pflicht sind, die man halt erledigen muss. Man muss Dinge nicht immer werten. Das gleiche ist es jetzt auch im Training: Man macht nicht alles gleich gerne, aber es muss trotzdem getan werden.

Sophie Herzog, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute mit dem grossen Pensum!

 
Das Gespräch führte Benjamin Steffen.

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