Sie sind hier: Startseite / Aktuelles / Abschluss der Theatersaison mit einer Adaption von "Schneewittchen"

Artikelaktionen

Abschluss der Theatersaison mit einer Adaption von "Schneewittchen"

07.04.2022

Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters

Unter der Regie von Céline Meyer führt die Klasse 2I diese Woche ihre selbstgeschriebene Inszenierung des allseits bekannten Klassikers «Schneewittchen» auf. Gekonnt verwendet die Klasse das Kindermärchen, um auf philosophische und ideologische Fragen unseres alltäglichen Lebens aufmerksam zu machen. Dabei verwenden sie diverse moderne und kreative Techniken und lassen die gewohnten Figuren in einem ganz neuen Licht erscheinen.

Eine Theaterkritik von Elina Faller und Saskia Michel, Klasse 2Q

Zu Beginn wird die Hauptgeschichte, wie die meisten sie kennen, mithilfe von comicähnlichen Zeichnungen erzählt. Dies dient auch als Einleitung ins Stück. Anschliessend werden nacheinander sechs weitere Blickwinkel der Handlung vorgestellt. So erhält man tiefgründigere Einblicke in die Gedanken der Nebenfiguren. Schneewittchen, die eigentliche Hauptperson, rückt etwas in den Hintergrund und die Zuschauenden entwickeln auf einmal Sympathien für die böse Stiefmutter, die sich nichts sehnlicher als die Liebe ihres Mannes wünscht.

Einige Rollen werden von mehreren Personen gespielt. Dies ist anfangs etwas verwirrend, jedoch klärt sich das im Verlauf des Stücks; es wird dadurch hervorgehoben, dass es sich um verschiedene Perspektiven handelt. Ganz im Sinne des IB-Programms wird das Stück in fünf verschiedenen Sprachen aufgeführt, darunter hauptsächlich Deutsch und Englisch sowie Rumänisch, Tamilisch und Schwedisch.

Besonders beeindruckend ist die Verwendung der zur Verfügung stehenden Technik. Hintergrundmusik, Geräusche und Licht schaffen eine einzigartige Atmosphäre und betonen gewisse Stimmungen oder wichtige Augenblicke. Durch den Einsatz verschiedener Lichtatmosphären schafft die Klasse 2I einen faszinierenden Kontrast zwischen absoluter Verzweiflung und heiterer Live-Musik. Ein weiteres Highlight ist die Darstellung der Sicht des allwissenden Spiegels mithilfe einer Kamera, die das Geschehen live, aber aus einem anderen Blickwinkel auf die Leinwand projiziert. Das Bühnenbild ist sehr schlicht gehalten, es lenkt die Aufmerksamkeit auf das Geschehen und wirkt sehr modern, passend zur neuen Interpretation.

Das Stück behandelt Fragen, die sich die meisten von uns sicher auch schon gestellt haben: «Was ist wirklich wichtig im Leben?», «Welche Rolle spiele ich in meinem eigenen Leben?» und «Was bedeutet glücklich zu sein?». Solche Fragen regen die Figuren im Stück wie auch die Zuschauenden zu tiefgründigen Gedanken an. Es wird verdeutlicht, dass jede Geschichte mehrere Perspektiven hat und es nicht die eine richtige Antwort auf solche Fragen gibt. Die meisten Fragen werden bis zum Schluss offengelassen, was viel Raum für eigene Interpretationen zulässt, sodass jeder am Ende mit seiner eigenen gefundenen Weisheit den Saal verlässt.

Ein Besuch in der Aula lohnt sich auf jeden Fall. Auch wenn die Schneewittchen-Inszenierung der 2I keine leichte Unterhaltung ist, ist sie trotzdem kurzweilig und fesselnd.

Die Aufführungen finden am 6. und 7. April 2022 jeweils um 19:30 Uhr in der Aula des Gymnasiums Bäumlihof statt.

Fotos: Jacques Merkle