Sie sind hier: Startseite / Aktuelles / Praktischer Biologie-Unterricht am Gymnasium

Artikelaktionen

Praktischer Biologie-Unterricht am Gymnasium

31.10.2017
Das Schulhaus Bäumlihof besitzt eigene Bienenvölker und kann daher praktischen Unterricht im Bienenhaus anbieten. Christine Birchler, Biologie-Assistentin am Gymnasium, berichtet von einem Klassenbesuch.

Aufgeregt plaudernd wartet die Klasse 3p mit ihrer Lehrerin Nathaline Château-Basler vor dem Tor des Gartenbereiches des Gymnasiums Bäumlihof. Das Schulhaus besitzt eigene Bienenvölker und kann daher praktischen Unterricht im Bienenhaus anbieten.

Die eine Hälfte der Klasse darf sich die etwas zusammen gewürfelten Imkeranzüge, teils mit Kinderaufdruck, anziehen und rosa Budget-Gummihandschuhe überstreifen. Schliesslich müssen wir auf die Kosten achten. Die lustigen Anzüge motivieren dann auch gleich zu Fotos.

Schon geht es los zum Bienenhaus, wo ein Volk zur Präsentation vorbereitet ist. Die Waben vorher schon aus dem Volk zu nehmen, war nicht möglich. Als ich die SchülerInnen nach der Begründung frage, wissen sie auch schon die Antwort: Mit 12° Celsius ist es zu kalt. Die Brut würde bei solch niedrigen Temperaturen Schaden nehmen, wenn sie dieser längere Zeit ausgesetzt wäre. Auf die Frage wie warm es denn im Bienenstock sein muss, kennen die SchülerInnen auch hier die richtige Antwort: 35° C. Zur Einführung in das Thema haben sie nämlich den Film «More than Honey» geschaut und gut aufgepasst. Ich hole nun Brutwaben aus dem Bienenhaus und jeder/ jede SchülerIn darf sie in die Hand nehmen. So gut geschützt hat auch niemand Angst davor. Ausserdem sind meine Bienchen sehr artig und bleiben fast ausnahmslos auf den Waben sitzen. Die Wintervorräte sind mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und so haltbar gemacht. In den Brutzellen können verschiedene Stadien vom Ei bis zur schlüpfenden Arbeiterin beobachtet werden.

Mit der dritten Brutwabe haben wir Glück: Die Königin präsentiert sich mit ihrem weissen Punkt auf dem Rückenpanzer. Ruhig krabbelt sie über die Wabe. Es ist gut sichtbar, wieviel länger als die Arbeiterinnen sie ist. Dabei beobachten die SchülerInnen auch Bienen, die nicht nur dunkle, sondern auch gelbe Ringe am Hinterleib haben. Das bedeutet, dass meine Königin nicht rassenrein ist. Eingeprägt hat sich den SchülerInnen nämlich eine Szene des Films, als der Imker die nicht reinerbige Königin tötet. Da mir Rassenreinheit nicht wichtig ist, darf meine Königin weiter leben.

Besonders interessant scheint die Frage, wie lange denn eine „Bienengeburt“ dauert, vom ersten Loch im Zelldeckel bis zum Schlüpfen. Leider weiss ich die Antwort nicht, und wir können nicht warten, bis eine Arbeiterin es ganz geschafft hat.

Denn die zweite Hälfte der Klasse, die zuerst im Gewächshaus war, möchte das Bienenhäuschen auch noch sehen. Die erste Gruppe darf nun ins Gewächshaus. Vier Gläser  Honig verschiedener Herkunft und Alters stehen dort zur Degustation bereit. Der Waldhonig geht als Bester aus der Bewertung hervor. Da er allgemein sehr beliebt ist, überrascht das nicht.

Dann hat es auch eine Unterlage mit heruntergefallenem Material aus dem Bienenvolk, das zur Analyse bereit steht. Neben Pollen, Bienenbeinen und Wachsstückchen entdecken die Schüler auch Varroamilben. Diese Milbe ist ein wesentlicher Faktor des Bienensterbens. Sie lebt auf den Bienen und überträgt Viren, ähnlich wie eine Zecke. Hat es zu viele, übersteht das Volk auf Grund der übertragenen Krankheiten den Winter kaum. Mit Ameisensäure kann ich meine Völker behandeln, was die Milben weitgehend reduziert.

Zum Abschluss schauen wir uns noch den Honigschleuderraum an. Er befindet sich im neu umgebauten Trakt des Schulhauses und konnte erst in den Sommerferien bezogen werden.

Mit Besichtigen von Waben, Honigschleuder und Bildern aus dem Imkeralltag bekommen die SchülerInnen noch einen andern Einblick in das spannende Leben der Biene. Und vielleicht kann die Klasse sogar im nächsten Frühsommer bei der Honigernte mithelfen.

Christine Birchler

Bild Legende: