Start in die Theatersaison mit "Im Sog der Macht"
Die Klasse 2Q eröffnet heute und morgen Donnerstag die Theatersaison am GB mit ihrem Projekt "Im Sog der Macht". Das Stück basiert auf einer wahren Begebenheit eines soziologischen Versuchs. Unter der Regie von Céline Meyer beleuchten die Schüler:innen der 2Q auf der Bühne die Dynamiken von Gruppenzwang, Machtstrukturen und sozialer Kontrolle.
Im Sog der Macht – eine Theaterkritik
Ein spannendes Lehrstück über die Macht der Manipulation
Das Theaterstück „Im Sog der Macht“ der Klasse 2Q basiert auf einem realen Experiment und dem Roman «Die Welle». Es wird eindrucksvoll gezeigt, wie rasch sich eine Gruppe von Individuen durch Manipulation und Gruppenzwang in eine gefährliche, totalitäre Bewegung verwandeln kann. In der Inszenierung (Regie: Céline Meyer) wird deutlich, welche Mechanismen hinter dieser Gehirnwäsche stecken und welche Parallelen sich vor allem zur historischen Entwicklung des Nationalsozialismus ziehen lassen.
Wie konnten die Menschen so naiv sein?
In diesem Stück schaut eine in Cliquen unterteilte Klasse eine Dokumentation über die Nationalsozialisten. Die Schüler sind entsetzt, können nicht glauben, dass die Menschen damals so naiv sein konnten: “Das hätte uns nicht passieren können.” Genau das wird im Laufe des Stücks Stück für Stück widerlegt, als sie selbst Teil eines totalitären Experiments ihres Geschichtslehrers werden. Schliesslich endet das Stück wortwörtlich mit einem Knall und einer drängenden Frage.
Das Bühnenbild ist schlicht und dennoch wirkungsvoll. Der Fokus des Publikums liegt dadurch auf den Schauspielern. Die Bühne, die sich bis vor die Zuschauerinnen und Zuschauer erstreckt, verstärkt das Gefühl, dass das Publikum direkt in die Handlung hineingezogen wird. Das Licht, das passend zur Atmosphäre eingesetzt wird, unterstützt den Spannungsaufbau und setzt dramatische Akzente. Die Musik verstärkt die emotionale Wirkung der Szenen. Alle Schauspielerinnen und Schauspieler sind textsicher und die Charaktere erhalten die Gelegenheit, ihre Ansichten und Positionen auszudrücken.
Teamgeist – eine zwiespältige Angelegenheit
Gut gelungen ist die Übertragung des Nationalsozialismus in den Schulkontext. Die „Welle“ verbirgt sich hinter dem Wort „Teamgeist“. Es werden die Vorteile einer solchen Gemeinschaft thematisiert, doch schon bald wird verdeutlicht, dass es dabei nicht um Gemeinschaft, sondern um Kontrolle und Macht geht. Aber trotz der gelungenen Inszenierung nimmt der Einsatz von im voraus aufgenommenen Stimmen und Videos teilweise zu viel Raum ein und stört den Fluss der Vorführung ein wenig. Weiter bleibt im Dunkeln, wer genau den Geschichtslehrer spielt, weshalb die Dynamik zwischen Lehrer und Schülern nicht klar genug wird. Und eine Liebesgeschichte wird nur angedeutet.
„Im Sog der Macht“ – ein eindrucksvolles Stück
Insgesamt ist “Im Sog der Macht” eine eindrückliche Inszenierung. Der Bezug zum Aufstieg des Nationalsozialismus und indirekt zu heutigen rechten und rechtsextremen Bewegungen verleiht der Aufführung eine erschreckende Aktualität und macht sie zu einem bedrückenden, beeindruckenden und – so ist zu hören – lehrreichen Erlebnis.